Informal Learning in betrieblichen Lernkulturen. Eine interkulturelle Vergleichsstudie (2004-2007)
Der erziehungswissenschaftliche Diskurs um informal learning ist im deutschsprachigen Raum stark von angelsächsischen Diskursen geprägt, ohne dass diese Hintergründe bisher explizit empirisch untersucht wurden. Die Publikation greift dies auf und untersucht informal learning in einer interkulturell vergleichend angelegten Studie in Betrieben in drei europäischen Ländern.
Dabei bestimmt die Studie positive Merkmale des Phänomens informal learning, das bislang weitgehend negativ über Charakteristika wie „chaotisch" oder „unstrukturiert" beschrieben wurde. Dazu werden neue Kategorien von informal learning in den Diskurs eingebracht, nämlich Lerngegenstände, Lernmotive, Lernwege, Ressourcen und informelle Lernkontrolle. Es wird deutlich, dass informal learning nicht zufällig passiert, sondern von organisationalen Strukturen und gelebten Lernkulturen abhängig ist. Auch Ressourcen wie Zeit oder persönliche Unterstützung sind relevant für informal learning.
In der Studie werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten von informal learning herausgearbeitet und damit dessen kulturelle Spezifika aufgezeigt. Dabei wird indiziengeleitet die These formuliert, dass informal learning von Bildungstraditionen und Bildungskulturen der untersuchten Länder beeinflusst wird. Diese These hat vor allem auch bildungspolitische Relevanz angesichts von komparativen Erhebungen mit Hilfe von Benchmarking oder des Adult Education Survey. Die These hinterfragt letztlich, ob diese Vergleichsstudien wirklich valide Ergebnisse liefern können.
Der erziehungswissenschaftliche Diskurs um informal learning ist im deutschsprachigen Raum stark von angelsächsischen Diskursen geprägt, ohne dass diese Hintergründe bisher explizit empirisch untersucht wurden. Die Publikation greift dies auf und untersucht informal learning in einer interkulturell vergleichend angelegten Studie in Betrieben in drei europäischen Ländern.
In der vorliegenden Studie werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten von informal learning herausgearbeitet und damit dessen kulturelle Spezifika aufgezeigt. Dabei werden neue Kategorien von informal learning in den Diskurs eingebracht. Diese können eine wesentliche Grundlage für zukünftige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten darstellen.
Die Arbeit liefert fundierte empirische Belege für die Diskurse um informal learning und komparative Ansätze in der Erwachsenenbildung. Sie trägt damit zu einer Präzisierung dieser bei.
Aus dem Vorwort
"... leistet die vorliegende Arbeit von Regina Egetenmeyer in mehrfacher Hinsicht wertvolle Dienste. Zunächst ist der empirische Zugang mit Hilfe einer viel zu selten anzutreffenden international vergleichenden Erwachsenenbildungsforschung zu begrüßen, werden doch dadurch Kategorien gewonnen, die eine positive Bestimmung des Phänomens „Informelles Lernen" jenseits von eher pauschalisierenden Negativ-Kriterien wie „ohne Lehrkraft" oder „ohne Institutionen" erlauben. Die Analyse beugt dadurch möglichen Kurzschlüssen vor, indem sie eng am Material herausarbeitet, dass sich informelles Lernen nicht strukturlos oder gar chaotisch vollzieht, sondern von gelebter Organisations- und Lernkultur, aber auch „handfesten" Ressourcen zeitlicher und personeller Art abhängig ist - ein Befund, der in den Debatten um Kompetenzbilanzierung und -entwicklung im betrieblichen Kontext, die strukturelle Umfeld- und Kontextvariablen nur selten ins Kalkül zieht, Berücksichtigung finden sollte.
Bildungspolitische Relevanz erlangt Egetenmeyers - mit der angesichts der Materialbasis nötigen Zurückhaltung formulierten, aber dennoch durch Indizien gestützte und dadurch nachvollziehbare - These, dass das informelle Lernen gar von Bildungstraditionen und Bildungskulturen der verglichenen Länder geprägt ist: Humboldts Philosophie eines allseitig umfassend gebildeten Menschen lässt sich in den „deutschen" Interviews ebenso nachzeichnen wie die stärkere Ziel- und Zweckorientierung in Großbritannien und der der spanischen Arbeiterbildung eingeschriebene Gedanke der Integration. Bestätigt sich dieser Befund in weiteren Untersuchungen, so sind auf EU-Ebene forcierte, mit Hilfe reiner Benchmarking-Kriterien operierende Untersuchungen zur Weiterbildungsteilnahme kritisch zu begleiten." (Rolf Arnold, Reihenherausgeber)
Rezensionen
Behrens, J.; Jütte, W.: In: Weiterbildung. Heft 4/2009. S. 42-43.
Käpplinger, B. In: BWP. Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis. Heft 2/2009. S. 57.
Overwien, B. In: Erziehungswissenschaftliche Revue. Ausgabe 5/2008.
Reischmann, J. In: REPORT. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung. Heft 1/2009. S. 78-79.
Rohs, M. In: Informeller Blog. www.informelles-lernen.de. Mai 2008.
Weil, M. In: Panorama. Heft 2/2009. S. 34.